Die kostbaren Minuten des Internet-Zuganges schmelzen schneller dahin als unsere bedauernswerten Gletscher, doch in meinem Fall gibt es wenigstens Abhilfe in Form eines weiteren Internet-Packages für 45 $. Das tut nicht einmal wirklich weh, da der Griff zu meiner Wunderkarte, die Tür und Tor zum Paradies öffnet, schon längst zur Alltagsroutine geworden ist. Leider ist mir die Gabe vergönnt, ein Gefühl dafür zu haben, wieviel Geld wir unterdessen wofür schon ausgegeben haben, aber was soll’s. Die Kreditkartenabrechnung ist in weiter Ferne – und sooo viel wird’s schon nicht gewesen sein … vielleicht.
Nach einem wie immer ausgiebigen Frühstück

besuchen wir die falsche Vorstellung – wir lauschen nämlich dem richtig schönen -Englisch des „Celebrity Speakers“ Stephen Attenborough. Dieser war 2004 der erste Angestellte in Richard Bransons Firma „Virgin Galactic“, die sich zum Ziel macht, die kommerzielle Raumfahrt auch für den kleinen Mann (ab 200’000 $) zu fördern und möglichst alle in den Weltraum zu schiessen. Warum die Eroberung des Weltraums die Erde retten soll und warum kein Weg an dieser wahnsinnig wichtigen Technologie vorbeiführt, kann er uns leider nicht wirklich näherbringen. Eine geschlagene Stunde flitzt er auf der Bühne pausenlos drei Meter von links nach rechts und wieder zurück und macht lauthals Werbung für die Firma Virgin Galactic, die damit hier auch schon zweimal erwähnt worden ist und keiner weiteren Unterstützung von unserer Seite mehr bedarf. Sorry, Stephen.
Zum Glück werde ich aber kurz darauf erlöst und mit geistreicherer Nahrung versorgt: die „Zeit“ präsentiert den Film „Helmut Schmidt – Lebensfragen“. Dabei handelt es sich um ein Interview des ehemaligen „Zeit“-Chefredakteurs Giovanni di Lorenzo mit Helmut Schmidt. Es ist bemerkenswert, was für persönliche Fragen gestellt werden – weder die Existenz einer Geliebten noch der Umstand, dass Helmut Schmidt im Krieg ebenfalls Menschen erschossen hat, wird ausgeklammert und es zeichnet sich ein sehr heterogenes Bild des Ex-Kanzlers, der, dies eine auffällige Parallele zu Christoph Blocher, stets davon getrieben war, seine Aufgaben zu erkennen und diese so gut wie möglich zu einem Abschluss zu bringen. Auch seine manchmal schnoddrig-kalte Art kommt zum Ausdruck, zum Beispiel, als er sagt, er hätte nichts dazu zu sagen, dass ihm die Frau des ehemaligen Arbeitgeberpräsidenten Schleyer vorgeworden hatte, ihr Mann sei dem Staat geopfert worden. Und am Schluss des Films ist der Zigarettenrauch fast greifbar und ich verlasse den „Illuminations“-Raum förmlich nach Luft schnappend. Davon hat Verena bereits genug abbekommen, denn sie hat es vorgezogen, sich auf Deck in die Sonne zu legen und zu relaxen, statt sich den Film anzuschauen.
Mir scheint, als bewege sich das Schiff etwas unruhiger, obwohl die Wellen nicht höher aussehen und dabei frage ich mich, wie sich die Wellenhöhe denn überhaupt messen lässt. Handgelenk mal Pi? Und ist das bei der Windstärke vielleicht auch so?
Und schon ist es wieder Zeit für die Commodore-Lounge, wo wir Max und Annemarie zu einem San Miguel treffen. Wir erzählen ihnen von unserer Politdiskussion am Vorabend und vertiefen das Thema „Umgang mit der AfD“ noch eine Handbreit. Es ist ein grosser Luxus, in weichen, bequemen Ledersesseln sitzen zu dürfen und aufs Meer hinaus blicken zu können! Nachdem Verena am Vortag tatsächlich einige Delphine entdeckt hat, halten wir auch jetzt wieder nach ihnen Ausschau – aber vergeblich. Sie haben das Interesse an unserem Schiff offenbar schon wieder verloren.
Da um 18 Uhr wieder ein Gala-Abend angedroht worden ist, haben wir die entsprechende Uniform bereits übergestülpt und sind damit ready für den nahtlosen Übergang zum Dinner.

Wir leisten uns wieder ein neues Fläschchen Wein


und unterhalten uns hauptsächlich mit Rolf und Sabine, mit denen wir nach dem Essen noch weiterziehen zum Chart Room. Dort erzählt uns Sabine viel von ihrer Arbeit in der Dialyse und Rolf von seiner als Fernmeldetechniker und Sicherheitsspezialist.
Hier noch ein paar interessante Angaben für die technisch Affinen unter unseren Lesern:




Wie wir das schon längst gewohnt sind, drehen wir die Uhren wiederum eine Stunde zurück, Verena entsorgt einen Ohrring im Abfluss und der Captain lässt uns wissen, dass der Hurrican „Lorenzo“ rund 500 nautical miles südlich von uns vorbeizieht.
Danke für euer Lebenszeichen! Wie schön zu hören, dass der Hurrikan weit von euch entfernt ist, bei uns erschreckte er uns heute auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung – „Wirbelsturm auf Abwegen“ und das genau dann wenn ihr über den Ozean schippert! Und Verena liegt im Liegestuhl, also alles ok.
Liebe verena und Jürg
ich freue mich für Euch, dass Ihr so einen tollen Tripp macht. Nächstests Mal segeln wir die Strecke. Der Tiefgang des Bootes ist wahrscheinlich aufgrund der kulinarischen Köstlichkeiten und des ausgewogenen Wein Sortiments deutlich erhöht, aber um so stabiler liegt es. Dafür müssen dann nicht so viele (wie ich sehe extrem chicke und hübsche) „unifomen “ mit. Genißt die Tage, die Eindrücke und auch den Blick übers Meer
LG Uta