Die Motoren summen gleichmässig, das Flugzeug liegt so schwer und ruhig in der Luft wie sich die Queen Mary 2 durch den Atlantik gepflügt hat und trotzdem können wir kaum schlafen. Das liegt zum Einen sicher daran, dass wir zwar recht ordentlich sitzen, aber natürlich nicht ansatzweise liegen können (dazu müssten wir mit zwei Passagieren weiter vorne, hinter den dicken, grauen Vorhängen, tauschen, aber ein Gefühl sagt mir, dass sie diesen Vorschlag glattweg von sich weisen würden), aber zum Andern sind wir auch noch angefüllt mit Bildern, Tönen und Gerüchen, die noch wirr und ganz ungeordnet durch Gehirn und Eingeweide wirbeln. Ich höre mir „Campari Soda“ an und frage mich, was mir denn am besten gefallen hat – ein Erlebnis auf dem Schiff oder etwas Besonderes in New York und kann mich nicht entscheiden. Es war toll, Max, Annemarie, Rolf und Sabine kennengelernt zu haben und ich hoffe sehr, dass es zu einem Wiedersehen kommen wird. Gleichzeitig hat mich New York stark beeindruckt mit seiner Lebendigkeit, den Gegensätzen, aber auch den vielen, durchwegs sehr freundlichen, hilfsbereiten Menschen. Ich werde wohl noch eine Weile brauchen, bis ich wieder ganz zuhause sein werde. Beeindruckt hat mich aber auch, wie viel mehr die Welt durch die Errungenschaft der Technik zusammengerückt ist. Zwar dauert ein Flug noch immer gleich lang wie vor 35 Jahren (was eigentlich auch erstaunlich ist), aber das ganze Drumherum mit Buchen, Einchecken, Kontrollen ist viel einfacher geworden und vor allen Dingen bleibt man via Mobiltelefon immer recht stark mit der Heimat verbunden. Morgens nach dem Frühstück mal schnell 20 Minuten lesen geht genauso locker, wie wenn wir gar nicht weggefahren wären und wer sich vor dem Einschlafen noch rasch die Heute-Show anschauen will, kann auch das ohne Probleme tun. Zugegeben, es ist schon eine andere Art des Tagebuchschreibens, wenn man weiss, dass die Beiträge für die ganze Welt offen sind und ohne Zeitverzögerung gelesen werden können. Für mich sind das grundsätzlich positive Entwicklungen, obwohl sie natürlich auch bedeuten, dass die bewusste Abnabelung von der Welt ein Stück schwieriger geworden ist, ähnlich wie das Finden einer ruhigen Ecke in New York und vielleicht habe ich gewisse Gedanken auch nicht niedergeschrieben, die sonst in einem Notizblock Platz gefunden hätten. Da ich aber nicht Traumschiff-Kapitän bin, will ich mich an dieser Stelle nicht auf pseuophilosophische Exkursionen begeben, sondern mich noch einmal darüber freuen, dass wir das alles haben erleben und auch ein Stück weit mit euch teilen dürfen.

Wir landen mit einer halben Stunde Verspätung in Zürich Kloten, weil wir wegen starken Verkehrsaufkommens noch ein paar Ehrenrunden drehen müssen und sitzen dann im 10-er-Tram, das uns wieder nachhause und zu den Tigern fährt. Und abends ist Oktoberfest in der CS!